Deutsche und europäische Rechtsgeschichte
Themen der rechtsgeschichtlichen Forschungsarbeit an der Lektur in Jena sind das mittelalterliche und das frühneuzeitliche Privatrecht (v.a. anhand der Rechtsbücher - hier vor allem des Sachsenspiegels und vorhandener Schöffen- und Gerichtsbücher - und des Magdeburger Stadtrechts), die juristische Zeitgeschichte (mit einem Fokus auf das Zivilrecht der DDR) und die Wissenschaftsgeschichte der Jurisprudenz, insbesondere der Jenaer Rechtswissenschaftlichen FakultätExterner Link. Zur rechtshistorischen Analyse des Rechts der DDR und zur Erhaltung und Systematisierung zahlreicher bislang noch nicht erschlossener Rechtsquellen besteht an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Jena eine Forschungsstelle DDR-Recht. Wir konzentrieren uns dabei darauf, das Recht der DDR möglichst aus sich heraus zu verstehen, zu beschreiben und zu analysieren, ohne dabei in der Systemimmanenz den Ideologien auf den Leim zu gehen. Dazu arbeiten wir mit deutschen und europäischen Rechtshistoriker/innen (insbesondere in Kraków, Polen) zusammen.
Menschen mit Fürsorgebedarf und ihre Stellung im Recht
Mündige, handlungs- und geschäftsfähige Menschen stehen im Mittelpunkt des Rechts. Sie setzen es ein, an sie ist es adressiert - Recht ist eine res humana. Dieses Idealbild scheitert oft: Personen, deren Handlungsfähigkeit beeinträchtigt ist, benötigen Schutz und Fürsorge auch mit rechtlichen Mitteln - und die Gemeinschaft muss mitunter auch vor ihnen geschützt werden. Die Frage nach dem rechtlichen Umgang mit Personen, die infolge von Alter oder Krankheit nicht voll handlungsfähig sind, lassen sich entweder dem klassischen Zivil- oder Strafrecht oder dem Querschnittsgebiet "Medizinrecht" zuweisen. Dabei ist meist schon fraglich, welche Eigenschaften eine Person so "imperfekt" erscheinen lassen, dass das Recht darauf eingehen muss und wer diese Eigenschaften definiert. Rechtsgeschichtliche Forschung kann anhand der Rechtsregeln, die auf die zeit- und kontextgebundenen Antworten auf diese Zentralfrage aufbauen, unterschiedliche Beobachtungen machen und diese dafür verwenden, das geltende Recht besser zu verstehen oder es zu verändern.
Privatrecht und Medizinrecht
Im geltenden Familienrecht kümmern wir uns um das Abstammungsrecht für den BGB-Kommentar von Soergel. Neu übernommen wurde die Herausgeberschaft für den 31. Band der 14. Auflage dieses Kommentars zum Vormundschafts- und Betreuungsrecht. Die Ankernormen des 2022 umfänglich geänderten materiellen Betreuungsrechts (§§ 1814, 1823, 1825 BGB) und zahlreiche weitere Vorschriften der §§ 1814 ff. BGB begleiten wir außerdem dauernd wissenschaftlich für den Beck'schen Online Großkommentar zum BGB. Aus dem Erbrecht des BGB bearbeiten wir für einen Nomos-Handkommentar das Pflichtteilsrecht und für den ZErb-Praxiskommentar das Nachlassverfahrensrecht. Darüber hinaus beschäftigt uns das Betreuungs- und Unterbringungsverfahrensrecht für den Münchener Kommentar zum FamFG. Unsere Forschungen zum geltenden Medizinrecht konzentrieren sich auf die Bereiche Arzthaftungsrecht, Fortpflanzungsmedizin, Transplantationsmedizin, ärztliche Pflichten, auf die Probleme des Behandlungsabbruchs am Lebensende, der Zwangsbehandlung und der Patientenverfügung. Hinzu kommen - unter der Perspektive der juristischen Zeitgeschichte - Probleme der Eugenik, Hygiene und Sexualerziehung und -beratung mit rechtlichen Mitteln und des rechtlichen Umgangs mit psychischer Krankheit. Damit leisten wir auch einen Beitrag zur rechtshistorischen Totalitarismusforschung.
Promotionen (abgeschlossen)
Sahann, Sigrid, Rechtsfragen ärztlichen Handelns im öffentlichen Fernverkehr im Rechtsvergleich zwischen Deutschland und Österreich, jur. Diss. Leipzig 2020
- Forschungsstelle DDR-Recht
- Forschungsstelle DDR-Recht Datenbank (im Aufbau)Externer Link
- Max-Planck-Institut für Europäische RechtsgeschichteExterner Link
- Karlsruher Virtueller Katalog (die OPAC-Recherche)Externer Link
- Dresdner Sachsenspiegel digitalExterner Link
- Bibliothek des römischen Rechts (C.I.C. online)Externer Link
- HRG digitalExterner Link
- Zeitschrift für RechtsgeschichteExterner Link