Rechtshistoriker, weil Quellenarbeit ganze (nur scheinbar versunkene) Welten aufschließt und mich auffordert, anderen davon zu erzählen. Weil das Nachdenken über das gewesene und das seiende Recht dazu einlädt, mich selbst zu korrigieren. Weil Quellenkunde vor Neuentdeckungen schützt, wie einer meiner Lehrer bemerkte und so mit einem Satz ein ganzes Programm weitergab. Weil es, wenn ich Quellen erkunde, dort spannend wird, wo sie nicht ergiebig sprudeln, wo ich bemerke, dass sie stocken, dass sie mir Informationen vorenthalten, und wo sie dazu zwingen, den Fuß vorsichtig zu setzen. Weil es schön ist, das Ruder aus dem Wasser zu heben und etwa einen in mühevollem Latein verfassten mittelalterlichen Text langsam ins Heute wachsen zu lassen, bis sich in Schatten und Nebeln Konturen abzeichnen und zu Bedeutungen verdichten. Weil die deutsche Rechtsgeschichte, die eine Geschichte der Begegnung und Verschmelzung von Jus Commune und Jus Proprium ist, vor allem eines beweist: Dass nationalistische, germanophile oder deutschtümelnde Exklusivität in Tod und Verderben führt. Und weil die europäische Universität (weit verstanden) der einzige mir bekannte reale Ort (an ganz vielen Orten) ist, der dem Kopf alles nötige Material und den denkbar größten Kreis von Kritikerinnen und Kritikern bietet.
Medizinrechtler, weil die Kontaktzone zwischen Recht und Medizin (und einzelnen medizinischen Disziplinen) für jeden Menschen im Laufe eines Lebens relevant, mitunter lebenswichtig wird. Weil die Frage, wie Medizin und Jurisprudenz mit der Gesellschaft, mit Patientinnen und Patienten und miteinander umgehen, ein Indikator dafür ist, wie freiheitlich ein Gemeinwesen organisiert ist und wieviel Rücksicht es auf Personen in schwierigen Lebenssituationen oder -phasen nimmt. Das auszuloten und Rechtsstaatlichkeit einer- und Sozialstaatlichkeit andererseits gut auszubalancieren, lohnt sich.
Hochschullehrer, weil Freiheit als Wert sich am besten schützen lässt, wenn sie dazu genutzt wird, in der Vorlesung und im Seminar über Gewissheiten, über "herrschende" und "abweichende" Meinungen und über die Bedingungen von Recht zu diskutieren. Weil die Freiheit von extremen Volks- und/oder Tugendwächtern permanent angegriffen wird und durch das Wort lebt. Weil es Spaß macht, mit jungen Menschen zu diskutieren und ihre Arbeiten wachsen zu sehen. Geworden bin ich es konkret, weil ich an kritischen Punkten von Ausbildung und Laufbahn von inspirierenden Lehrern (in dieser zeitlichen Reihenfolge: Georg Nolte, Olaf Miehe, Walter Gropp, Bernd-Rüdiger Kern, Adolf Laufs und Peter Landau) dazu ermutigt worden bin. Und weil ich während meiner Leipziger Assistentenzeit das Glück hatte, mit Eva SchumannExterner Link arbeiten zu können.
und 1969 in Halle/Saale geboren, evangelisch-lutherisch, verheiratet, drei Kinder, Absolvent der Kreuzschule Dresden (Abitur 1988), Absolvent der Juristenfakultät der Universität Leipzig (Erste Juristische Staatsprüfung 1995, Zweite Juristische Staatsprüfung 1999), promoviert 1999 und habilitiert 2006 in Leipzig, Peregrin durch zahlreiche Universitäten zwischen Konstanz, Köln und Berlin (2006-2015, mit mehrmaligen Stopps in Göttingen, Freiburg und Regensburg), seit 2016 an der Friedrich Schiller-Universität und dort seit 2023 apl. Professor.