Jessup 2013
Wenn man von Staaten namens "Alfurna", "Rutasia" oder "Nasatima" hört, denkt man sicher zunächst eher an Südseestrände und Inseln unter Palmen als an Völkerrecht. Und diese Assoziationen sind auch gewollt - denn um den drohenden Untergang genau solcher Inselparadiese handelte es sich bei dem im Jahr 2013 verhandelten fiktiven Fall des Phillip C. Jessup Völkerrechtswettbewerbs.
Wir haben uns seit dem 14.9.2012 intensiv mit dem drohenden Untergang kleiner Inselstaaten durch den Klimawandel und allen möglichen Auswirkungen beschäftigt. Die Vielfalt des Sachverhaltes, der einen besonderen Schwerpunkt auf die rechtliche Stellung der ehemaligen Bewohner sowie die erhöhten finanziellen Belastungen und volkswirtschaftlichen Probleme dieser Staaten legt, sorgte einerseits für ein sehr interessantes und abwechslungsreiches, andererseits aber auch besonders arbeitsintensives Semester.
Zu fünft waren wir, Michael Werner, Petrea Klein, Robert Stendel, Lisa Josephine Zermann und Nikolaus Koch, von früh bis spät auf der Suche nach Fällen, Fußnoten, Quellen, aber ganz besonders kreativen Argumenten um die Richter von unserer Seite zu überzeugen. Besonders hilfreich waren hier die vielen Diskussionen innerhalb unseres Teams, aber auch mit den vielen Unterstützern, die wir in der Fakultät hatten. Die Lehrstühle von Herrn Prof. Ohler und Herrn Prof. Ruffert und unsere Coaches Annelie Gallon und Carolin Damm standen uns mit Rat und Tat zur Seite, aber auch ehemalige Teilnehmer, Kommilitonen und Freunde wurden nicht müde über Flüchtlingsrecht oder Staatenimmunität zu diskutieren. Zu jeder Zeit konnten wir auf die Unterstützung von Prof. Byrd und ihre langjährige Jessup-Erfahrung zählen, sei es bei inhaltlichen, sprachlichen oder rhetorischen Problemen, die sich uns in den Vorbereitungsmonaten stellten.
Bei der nationalen mündlichen Verhandlung im Februar 2013 in Heidelberg wurde unser Wissen dann auf eine harte Probe gestellt.
Außer uns hatten sich noch Teams von 20 weiteren deutschen Jura Fakultäten intensiv mit dem Sachverhalt auseinandergesetzt, sodass wir auch durchaus auf neue, andere Ansätze stießen. Insgesamt gelang es uns jedoch, uns nach den Vorrunden unter den vier Finalisten zu platzieren, und nach einem spannenden Halbfinale und Finale den Jenenser Vorjahressieg zu verteidigen.
Zusammen mit der zweitplatzierten Humboldt Universität, sowie der drittplatzierten Ruhr Universität Bochum durften wir daher als "National Champion" Deutschland im internationalen Finale in Washington, DC vertreten. Vor dem Flug in die USA standen nochmal einige Wochen Vorbereitungszeit, die wir insbesondere zur Verbesserung unserer rhetorischen Fähigkeiten und einigen Probevorträgen vor externen Richtern nutzten.
In Washington trafen wir dann auf Teams aus Brasilien, Weißrussland, Russland sowie Palästina. Insgesamt traten hier noch einmal 120 Teams aus 88 Ländern gegeneinander an, von denen 32 in die Finalrunden einzogen. Ein wenig unglücklich landeten wir nach den Vorrunden auf Platz 33 und verpassten so den Einzug knapp - allerdings blieb uns so auch etwas mehr Zeit, um am umfangreichen Rahmenprogramm in Washington teilzunehmen. Dazu gehörten beispielsweise ein Besuch in der Deutschen Botschaft oder auch der "Go National Dress Ball", auf dem wir Deutschland in der Form eines gelben VW Käfers aus Pappe vertraten.
Insgesamt bot das letzte Semester eine Fülle an Erfahrungen. Unser Team hat nicht nur den weltweit drittbesten Schriftsatz für den Antragsteller erstellt, sondern auch als bestes deutsches Team sowohl in Heidelberg als auch in Washington abgeschnitten. Wir haben sicher viel über das Völkerrecht und noch mehr über das Argumentieren aufgrund rechtlicher Wertungen gelernt, und bekamen darüber hinaus die Möglichkeit, mit Studenten, Anwälten, Professoren und Richtern aus aller Welt über aktuelle (hauptsächlich völkerrechtliche) Probleme zu diskutieren. Und abschließend muss auch unbedingt festgehalten werden, dass wir nicht nur viel Arbeit, sondern vor allem auch eine Menge Spaß hatten - unser herzlicher Dank gilt allen, die uns diese Erfahrungen ermöglicht haben!)