Jessup 2014

"All rise! The international court of justice is now in session…"

Bei dieser Ankündigung schnellen die Anwesenden von ihren Stühlen und die Adrenalinspiegel nach oben. Die Richter ziehen ein. Ab jetzt gibt es kein Zurück mehr. Niemand darf den Saal verlassen. Es gilt, das hohe Gericht mit schlagkräftigen Argumenten zu überzeugen. Dann werden sie entweder für die eine oder die andere Seite entscheiden.

Bei der Philip C. Jessup International Law Moot Court Competition wird allerdings nicht vor dem echten Internationalen Gerichtshof verhandelt. Das Komitee entscheidet auch nicht über Auslieferungspflichten oder Staatenverantwortlichkeit, sondern wer am Schluss den Pokal und eine Teilnahme am internationalen Ausscheid in Washington bekommt.

Bei den deutschen Runden, die dieses Jahr vom 6. Bis zum 9. Februar in Trier stattfanden, war zum 16. Mal in Folge ein Team der Universität Jena vertreten. Jule Andersen, Alexander Holzer, Marie-Sophie Wolfram und Johannes Karmann verhandelten in sechs Runden den Fall um die Malachi Gap, eine Meerenge zwischen den fiktiven Staaten Amalea und Ritania. Sie kämpften sich bis ins Halbfinale vor und errangen den vierten Platz und den Best Memorial Award für ihre Schriftsätze. Vor Ort wurden sie von den Coaches Jens Kaiser und Carolin Damm unterstützt, während ihnen in der Vorbereitungsphase ebenso Annelie Gallon, Dr. Judit Beke-Martos, Prof. Dr. Sharon Byrd, Prof. Dr. Christoph Ohler und Prof. Dr. Matthias Ruffert mit großem Einsatz zur Seite gestanden haben.

Im Halbfinale mussten sich die Jenaer nur dem Siegerteam aus Heidelberg geschlagen geben, während der zweite und dritte Platz von den Universitäten Freiburg und HU Berlin belegt wurden. Insgesamt waren 19 Teams angereist. Der gesamte Wettbewerb fand im Hotel Deutscher Hof in Trier statt, in dem auch alle Teilnehmer gemeinsam untergebracht waren. Zur Begrüßung, zum Finale und zur Preisverleihung vermittelten die Gastgeber unter der Führung von Prof. Dr. Alexander Proelß und National Administrator Dorota Englender einen starken Eindruck von den baulichen Reizen der Römerstadt, indem sie die Zusammenkünfte in den eindrucksvollen Räumlichkeiten des Priesterseminars, des Kurfürstlichen Palais und der Thermen am Viehmarkt abhielten.

Der Philip C. Jessup Moot Court, benannt nach einem US-amerikanischen Diplomaten und ehemaligen IGH-Richter, ist einer der ältesten und renommiertesten Moot Courts weltweit. Jedes Jahr verhandeln die Teilnehmer einen fiktiven völkerrechtlichen Fall in englischer Sprache. Die rechtlichen Zusammenhänge sind dabei so strittig gestaltet, dass sie sowohl für die eine als auch für die andere Partei entschieden werden können. Es gilt, eine Richterbank besetzt mit völkerrechtlichen Koryphäen in nur vierzig Minuten argumentativ vom eigenen Standpunkt zu überzeugen. Als Richter fungierten in diesem Jahr u.a. Angelika Nussberger vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, Philippe Gautier, Kanzler des Internationalen Seegerichtshofes und Yoshifumi Tanaka, Professor für internationales Recht an der Universität in Kopenhagen.

Für die Teilnehmer war der Jessup Moot Court eine einzigartige Erfahrung und einer der Höhepunkte ihres Jurastudiums.