Jena als Begegnungsort der deutschen und japanischen Rechtswissenschaft: 

Seit Anfang Juli ist das Ehepaar Prof. Dr. Hajime Konno und Prof. Dr. Hitomi Takemura als Gastwissenschaftler an den Lehrstühlen für Öffentliches Recht, Rechts- und Verfassungsgeschichte, Rechtsphilosophie und Strafrecht, Strafprozessrecht, Wirtschaftsstrafrecht, Europäisches und Internationales Strafrecht der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena tätig. Im Rahmen ihres Forschungsaufenthalts hielt Prof. Konno als ausgewiesener Experte für den rechtswissenschaftlichen Austausch zwischen Deutschland und Japan am 7. August einen öffentlichen Vortrag unter dem Titel „Jena als Begegnungsort der deutschen und japanischen Rechtswissenschaft: Zu Toyowo Ōgushis Vision eines japanischen Totalstaates deutscher Färbung“. Der Vortrag folgte dem ungewöhnlichen Leben von Toyowo ŌGUSHI (1903-1967) und beleuchtete die Verflechtung der japanischen und deutschen Rechtswissenschaft am konkreten Beispiel der Universität Jena.

Toyowo ŌGUSHI war ein japanischer Staatsrechtler und Beamter im japanischen Kultusministerium, das für die theoretische Rechtfertigung des totalen Krieges während des chinesisch-japanischen und des angelsächsisch-japanischen Krieges verantwortlich war. Als Japan auf den Krieg zwischen den USA und Japan zusteuerte, übernahm ŌGUSHI die Rolle eines theoretischen Impulsgebers für Japans totalitäres System. ŌGUSHI schloss sich von Seiten des Kultusministeriums der Bewegung zur Beseitigung von Tatsukichi MINOBE (1873-1948), einem liberalen Gegner seines ehemaligen konservativen Lehrers Shinkichi UESUGI (1878-1929), an und widmete sich dem Aufbau einer Theorie des totalen Kriegssystems, in dessen Mittelpunkt der Kaiser stand. Diese Staatsauffassung entwickelte er während seines Studiums von 1928 bis 1933 in Deutschland, das er an der Jenaer Universität verbrachte.

Der Aufenthalt von Herrn Prof. Konno und Frau Prof. Takemura bildet einen weiteren Baustein des intensiven internationalen Austauschs der Fakultät mit Kolleginnen und Kollegen aus Ost- und Südostasien. Herr Prof. Konno und Frau Prof. Takemura forschen noch bis zum 18. September 2024 an der Fakultät.